Vollbeschäftigung

Von einer Vollbeschäftigung wird gesprochen, wenn der Beschäftigungsgrad in einem Land einen definierten Grenzwert überschreitet bzw. die Zahl der offenen Stellen mit der Zahl der Arbeitssuchenden übereinstimmt.[1]

Da immer eine gewisse Anzahl an Menschen gerade den Job wechselt (sogenannte friktionelle Arbeitslosigkeit), wird die Arbeitslosigkeit nie 0 % erreichen. Aus diesem Grund spricht man bereits bei einer Arbeitslosigkeit von 2 % (Grenzwert) von Vollbeschäftigung. Sie zählt zu den zentralen wirtschaftspolitischen Zielen in Europa, die im Rahmen des Stabilitätsgesetzes definiert worden sind.

Begriffsabgrenzungen zur Vollbeschäftigung

Lassen Sie uns zunächst einige wichtige Begriffe voneinander abgrenzen:

  • Erwerbspersonenpotenzial

Das Erwerbspersonenpotenzial misst als Kennzahl die maximal zur Verfügung stehende Menge an Arbeitskräften in einem Land. Dabei greift die Kennzahl sehr weit, denn sie umfasst neben den Erwerbstätigen und den offiziell als arbeitslos gemeldeten Menschen auch eine geschätzte Zahl an nicht-registrierten Arbeitslosen (als sogenannte stille Reserve).

  • Erwerbspersonen

Die Gruppe der Erwerbspersonen setzt sich zusammen aus den Erwerbstätigen und den Erwerbslosen zusammen.

  • Stille Reserve

Als stille Reserve wird die Anzahl der Erwerbslosen definiert, die nicht als arbeitslos gemeldet sind.

  • Erwerbstätige

Erwerbstätige sind dagegen Personen im Alter von 15 Jahren oder älter, die einer beruflichen Tätigkeit gegen Entgeltzahlung nachgehen.

Arbeitslosigkeit

Als arbeitslos gilt in Deutschland jemand, der die folgenden Merkmale erfüllt:

  • Die Person ist unfreiwillig gar nicht oder weniger als 15 Stunden pro Woche beschäftigt.
  • Sie ist als arbeitssuchend bei der Arbeitsagentur gemeldet.
  • Die Person ist jünger als das (gesetzliche) Rentenalter.

Abgrenzung von Erwerbslosigkeit vs. Arbeitslosigkeit

Offiziell arbeitslos ist eine Person nur dann, wenn sie sich aktiv arbeitslos meldet und ansonsten die oben genannten Anforderungen erfüllt. Jedoch gilt man auch dann als erwerbslos, wenn man sich nicht arbeitslos gemeldet hat und unfreiwillig gar nicht oder weniger als eine Stunde pro Woche arbeitet. Somit greift der Begriff der Erwerbslosigkeit deutlicher weiter als der Begriff  Arbeitslosigkeit

Abgrenzung der Begriffe arbeitslos und erwerbslos

Messung der Arbeitslosigkeit

Zur statistischen Erhebung der Arbeitslosigkeit in einem Land werden vor allem zwei Kennzahlen herangezogen: die Arbeitslosenquote und die Erwerbsquote.

Arbeitslosenquote

 = Zahl der gemeldeten Arbeitslosen / (Anzahl Erwerbstätige + Erwerbslose)

Die Arbeitslosenquote wird in der Regel in Prozent angegeben und sagt dann aus, wieviel Prozent aller Erwerbsfähigen gemäß der Statistik der Bundesagentur für Arbeit ohne Arbeit sind. Somit umfasst sie nur die gemeldeten Arbeitslosen und nicht alle Erwerbslosen. Beispielsweise betrug in Deutschland die Arbeitslosenquote im Jahr 2021 durchschnittlich 5,7 %[2]. Damit erscheint eine Vollbeschäftigung aktuell nicht in Reichweite.

Erwerbsquote

= Anzahl der Erwerbspersonen / Größe der Erwerbsbevölkerung

Die Erwerbsquote (ebenfalls in Prozent angegeben) beschreibt, wie viel Prozent der Menschen eines Landes erwerbsfähig sind. Erwerbsfähig ist, wer erwerbstätig oder erwerbslos ist (arbeitsbereit, aber aktuell ohne Arbeit). Vereinfacht gesagt sind von der Zahl der Gesamtbevölkerung die Zahl aller Menschen zu subtrahieren, die entweder zu jung oder zu alt sind bzw. beispielsweise aufgrund gesundheitlicher Probleme als erwerbsunfähig einzustufen sind.

Kritik an den dargestellten Messverfahren

Die Arbeitslosenquote ist nur bedingt aussagefähig, denn nicht jeder erwerbsfähige Mensch ohne Arbeit wird von der Quote erfasst. So zählen etwa

  • Studenten,
  • Menschen, die sich umschulen lassen oder
  • Personen, die Angehörige pflegen,

nicht zu den Arbeitslosen.

Außerdem meldet sich nicht jeder tatsächlich Arbeitslose als arbeitslos im Sinne der Bundesagentur für Arbeit – sei es aus Scham oder aus einem anderen (privaten) Grund.


Quellen zum Text zur Vollbeschäftigung

Robin Dörr hat maßgeblich am Text zur Vollbeschäftigung mitgewirkt.

[1] Bildungszentrale für politische Bildung (o.J.). Onlinequelle. Vollbeschäftigung. Erreichbar unter: https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/21068/vollbeschaeftigung.

[2] Statista (2022). Onlinequelle. Arbeitslosenquote in Deutschland im Jahresdurchschnitt von 2005 bis 2021. Erreichbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1224/umfrage/arbeitslosenquote-in-deutschland-seit-1995/