Investitionsrechnung

Um die Wirtschaftlichkeit von Investitionsprojekten zu ermitteln, werden statische und dynamische Verfahren aus der Investitionsrechnung angewendet. Im weiteren Verlauf des Textes wird der Begriff der Wirtschaftlichkeitsrechnung auch als Synonym zur Investitionsrechnung verwendet.

Ziel der Wirtschaftlichkeitsrechnung

Ziel der Wirtschaftlichkeitsrechnung ist es, anhand von Rechenverfahren aus einer Kombination von konkreten wirtschaftlichen Daten sowie Erwartungswerten, die mit der Investition im Zusammenhang stehen, ein bewertbares quantitatives Ergebnis zu ermitteln, das eine Information über die Vorteilhaftigkeit des Investitionsprojektes gibt. Dabei ist insbesondere bei der Verwendung von Erwartungswerten zu berücksichtigen, dass die Investitionsrechnung bedingt durch Zukunftsbetrachtungen einem gewissen Maße an Unsicherheit unterliegt. Beispielsweise lässt sich die Frage, ob sich eine Produktionserweiterung lohnt, nur in der Form beantworten, dass die zukünftigen Erträge aus der Produktionserweitung zwar nur geschätzt, in der Rechnung aber als sicher angenommen werden können.

Absolute und relative Vorteilhaftigkeit von Investitionen

Zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Investitionsprojekten unterscheidet man die absolute und relative Vorteilhaftigkeit. Es liegt immer dann eine absolute Vorteilhaftigkeit vor, wenn ausschließlich eine betrachtete Investition dem Unterlassen dieser vorzuziehen ist. Lohnt sich der Kauf dieser einen Immobilie? Wenn keine zweite Immobilie zur Wahl steht, handelt es sich um eine absolute Vorteilhaftigkeit. Somit handelt es sich um eine Entscheidung, ob überhaupt investiert werden sollte oder nicht.

Eine Investition ist relativ vorteilhaft, wenn diese bei mehreren potenziellen Alternativen die vorziehungswürdigste ist. Welches Fahrzeug soll ich mir kaufen – eines mit Elektroantrieb, ein Hybridfahrzeug oder eines mit konventionellem Antrieb? Bei dieser Frage gibt es Handlungsalternativen und somit gilt es die Frage der relativen Vorteilhaftigkeit zu beantworten.

Statische Verfahren der Investitionsrechnung

Zu den statischen Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung zählen:

  • Kostenvergleichsrechnung
  • Gewinnvergleichrechnung
  • Rentabilitätsvergleichsrechnung
  • statische Amortisationsdauerrechnung                           

Statische Verfahren sind dadurch gekennzeichnet, dass diese zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Investitionen die Kosten und Erträge nur im Durchschnitt einer Periode betrachten. So werden Anschaffungskosten von 10.000 Euro bei einer geplanten Nutzungsdauer des Investitionsobjektes von 5 Jahren gleichmäßig auf die 5 Jahre verteilt, woraus sich Durchschnittskosten von 2.000 Euro pro Jahr ergeben. Fallen nur im 5. Nutzungsjahr Erträge an und seien diese einmal 15.000 Euro, dann rechnen statische Verfahren mit einem Durchschnittsertrag von 3.000 Euro pro Jahr. Der konkrete Zeitpunkt, wann die Kosten oder Erträge anfallen, spielt also keine Rolle.

Kritik an den statischen Verfahren

Basierend auf den Merkmalen der statischen Verfahren zur Investitionsrechnung ergeben sich jedoch wesentliche Kritikpunkte an diesen Verfahren. Diese liegen u.a. darin, dass die Durchschnittsbetrachtungen als repräsentativ über die gesamte Nutzungsdauer angesehen werden, dies jedoch zu Ungenauigkeiten führen kann, da die Kosten und Erträge in den verschiedenen Perioden über die gesamte Nutzungsdauer schwanken können. So betragen der Erträge im obigen Beispiel 4 Jahre lang 0 Euro und erst im 5. Jahr 15.000 Euro. Weiterhin findet keine Berücksichtigung von zeitlich unterschiedlich auftretenden Ein- oder Auszahlungen (Zahlungsströme) statt, d.h. der Zeitwert von Geld ist in den Rechnungen nicht berücksichtigt. Während die 10.000 Euro zu Beginn investiert werden, fallen die Erträge von 15.000 Euro erst am Ende des Investitionszeitraums an. Diese zeitliche Unterschiedlichkeit bleibt aber bei den statischen Methoden unberücksichtigt.

Im Ergebnis eignen sich die statischen Verfahren der Investitionsrechnung z. B. für Betrachtungen, bei denen Ungenauigkeiten erst einmal akzeptabel sind. Jedoch liegen die Vorteile der statischen Investitionsrechnung in der einfachen Anwendung sowie dem relativ geringen Zeit- und Kostenfaktor, weshalb diese eher in kleineren bis mittleren Unternehmen zur Anwendung kommen.

Dynamische Verfahren der Investitionsrechnung

Zu den gängigen dynamischen Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung von Investitionsprojekten zählen:

  • Kapitalwertmethode
  • Annuitätenmethode
  • Interne Zinsfußmethode
  • Dynamische Amortisationsrechnung

Um dem Bestreben der Investitionstheorie bestmöglich nachzukommen, d.h. möglichst viele Nachteile der statischen Verfahren zu reduzieren, finden die dynamischen Verfahren Anwendung. Im Vergleich zu den statischen Verfahren sind die dynamischen Verfahren dadurch gekennzeichnet, dass diese den Zeitwert von Geld in Bezug auf die einzelnen Ein- und Auszahlungen berücksichtigen. Dies liegt darin begründet, dass die Höhe einer Zahlung nicht nur von dem eigentlichen Zahlungsbetrag, sondern auch von dem Zeitpunkt der Zahlung abhängt. Demnach sind bei diesen Verfahren die Zinseffekte wie Zins und Zinseszins über die gesamten Nutzungsdauer der Investition zu berücksichtigen. So ist der Wert von 10.000 Euro heute ein anderer als der Wert von 10.000 Euro in einem Jahr. Die Korrektur der Bewertung findet mittels des Zinssatzes statt.

Notwendigkeit der Zinsrechnung

Um die zeitlich unterschiedlich anfallende Zahlungsströme miteinander vergleichen zu können, sind diese entweder auf den Zeitpunkt Null (vor dem Investitionsbeginn) abzuzinsen oder auf den Zeitpunkt am Ende der Investitionsdauer aufzuzinsen. Nur so lassen sich Inflationseffekte im Modell abbilden, denn eine herrschende Inflation führt letztlich zu einer Entwertung zukünftiger Zahlungsströme.

Beispielsweise können 10.000 Euro heute bei einem Zinssatz von 5 Prozent pro Jahr auf 10.500 Euro nach einem Jahr aufgezinst werden. Verschiebt man die Wertbetrachtung um ein weiteres Jahr in der Zukunft, müssen die 10.500 Euro erneut um ein Jahr und damit im Beispiel um 5% aufgezinst werden. So ergibt sich ein Wert von 11.025 Euro nach 2 Jahren. Demnach sind in diesem Beispiel 10.000 Euro heute genauso viel wert wie 11.025 Euro in 2 Jahren.

Letztlich lässt sich über die Berücksichtigung von Zinsen die Geldentwertung aufgrund einer Inflation und damit der Inflationseffekt berücksichtigen.

Investitionscontrolling

Man spricht vom Investitionscontrolling, wenn man mit der Investitionsrechnung beabsichtigt, die Vorteilhaftigkeit einer (in der Regel bereits in der Vergangenheit getroffenen) Invesititonsentscheidung zu überprüfen. Typisch für das Controlling sind die Aufgaben Information, Planung, Kontrolle und Steuerung. Diese Aufgabenbeschreibung gilt auch für das Investitionscontrolling. Somit ist hier die Investitionsrechnung nicht nur als Planungsinstrument, sondern auch aus Kontrollinstrument zu verstehen. Der Unterschied liegt vor allem darin, dass neben geschätzen Plandaten dann auch bereits realisierte Ist-Daten für die Rechnung genutzt werden.

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