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Wie kommt das Gleichgewichtseinkommen zustande?
Auf einem Markt herrscht Gleichgewicht, wenn die zu einem bestimmten Preis geplante Angebotsmenge gleich der zu diesem Preis geplanten Nachfragemenge ist.
Von einem gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht kann man in einer zweifachen Bedeutung sprechen:
- Erstens kann darunter verstanden werden, dass jedes einzelne Wirtschaftssubjekt seinen Angebots- bzw. Nachfrageplan realisieren kann. Dann liegt ein gesamtwirtschaftliches Mikrogleichgewicht vor.
- Zweitens liegt ein gesamtwirtschaftliches Makrogleichgewicht vor, wenn die in dem Modell betrachteten Aggregate übereinstimmen. Man geht dann davon aus, dass positive und negative Abweichungen zwischen den Einzelplänen[1] sich ausgleichen.[2]
Die volkswirtschaftlichen Aggregate zeigen das Ergebnis der Wirtschaftsaktivitäten einer Volkswirtschaft – unter bestimmten Gesichtspunkten betrachtet – insbesondere der Produktion, der Wertschöpfung, des verfügbaren Einkommens, des Konsums, des Sparens oder der Investitionen.[3]
In den Einzelplänen (kurz: EPl.) sind die Haushaltsmittel (Einnahmen, Ausgaben, Verpflichtungsermächtigungen, Planstellen und Stellen) des Haushaltsplans veranschlagt.
Also befindet sich der gesamtwirtschaftliche Gütermarkt im Gleichgewicht, wenn geplantes Angebot (Y = Nationaleinkommen) und geplante Nachfrage (N = C + I) übereinstimmen:[4]
Y = C + I
Beispiel zur Berechnung des Gesamteinkommens
Die Konsumgüternachfrage wird durch die Konsumfunktion erfasst:[5]
C = c0 + c1Y
zum Beispiel: C = 100 + 0,8Y, also:
C = c0 + c1Y = 100 + 0,8Y
Vereinfacht wird unterstellt, dass die Investitionen autonom sind:
I = I0 = 90
Die Gleichung zur Bestimmung des Gleichgewichtseinkommens Y0 lässt sich wie folgt ableiten:

Für das Zahlenbeispiel gilt:

Folglich bestimmen das Angebot und die Nachfrage das Gleichgewichtseinkommen.

Quelle: Hewel/Neubäumer (2017), S. 251.
Grafische Darstellung des Gleichgewichtseinkommens
Grafisch ergibt sich das Gleichgewichtseinkommen aus dem Schnittpunkt von Sparfunktion und Investitionsfunktion. Hier stimmen geplante Ersparnisse und geplante Investitionen überein, d. h., sie sind bereits ex ante gleich.[6]

Quelle: in Anlehnung an Hewel/Neubäumer (2017), S. 247
Wann spricht man von einem wirtschaftlichen Gleichgewicht?
Beginnt man mit der Verwendungsgleichung, so kann man das gesamtwirtschaftliche Einkommen Y berechnen, indem man die Gleichung nach Y auflöst:

Y = gesamtwirtschaftliches Einkommen (BIP)
C0 = autonomer Konsum
I = Investition
G = Staatsverbrauch
s = Sparquote
Die Investitionen sind hierbei abhängig vom Zinssatz. Wenn der Zinssatz niedriger ist, ist es günstiger, neue Kredite aufzunehmen, um Investitionen zu tätigen. Daher wird bei einem hohen Zinssatz weniger investiert als bei einem niedrigen. Diesen Wert von Y nennt man auch Gleichgewichtseinkommen.[7]
Abbildung 4: Bestimmung des Gleichgewichtseinkommens

Quelle: Perret/Welfens (2019), S. 230.
Herleitung:
Das Basismodell von Keynes zum Gleichgewicht in einer geschlossenen Volkswirtschaft
Für eine geschlossene Volkswirtschaft lautet die Verwendungsgleichung des Sozialprodukts:
Y= C + I + G
Was ist aus ökonomischer Sicht Bedingung für ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht (Steuerzahlungen abgesehen)?
Wenn die Haushalte Einkommen in Höhe von Y erhalten, aber eine Ersparnis von S vornehmen, dann muss der entstandene Nachfrageausfall durch die Summe von Staatsnachfrage G und unternehmerischer Investitionsnachfrage I kompensiert werden. Genau bei dieser Konstellation ergibt sich ein Gleichgewicht auf dem gesamtwirtschaftlichen Gütermarkt. Durch Einsetzen der Konsumfunktion in die obige Gleichung ergibt:
Y = Co + cY + I + G
-Co + Y(1-c) = I + G
-Co + sY = I + G
S(Y):= -Co + sY = I + G
Der Schnittpunkt der Sparfunktion mit der [I+G]-Geraden bestimmt das Gleichgewichtseinkommen.[8]

Quelle: Welfens (2008), S. 263.
Quellen und Literaturempfehlung zum Gleichgewichtseinkommen
- Perret, J. K.; Welfens, P. J. J. (2019), Arbeitsbuch Makroökonomik und Wirtschaftspolitik Grundlagen – Aufgaben – Lösungen, 2. Auflage, Berlin: Springer-Gabler.
- Welfens, P. J. J. (2008). Grundlagen der Wirtschaftspolitik. Berlin: Springer-Verlag.
- Hewel, B., Neubäumer, R. (2017). Der Gütermarkt in: Lenk, T. (Hrsg.) Volkswirtschaftslehre. Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Volkswirtschaftspolitik. 6. Aufl., Wiesbaden: Gabler-Verlag.
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Einzelplan
[2] Hewel/Neubäumer (2017), S. 245 f.
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Aggregation_(Wirtschaft)
[4] Hewel/Neubäumer (2017), S. 245 f.
[5] Hewel/Neubäumer (2017), S. 230.
[6] Hewel/Neubäumer (2017), S. 248.
[7] Perret/Welfens (2019), S. 230.
[8] Welfens (2008), S. 262.