Angebotsoligopol

Beim Angebotsoligopol stehen einigen wenigen Anbietern (mindestens zwei) eine Vielzahl an Nachfragern gegenüber. Bei bis zu fünf Anbietern liegt ein enges Angebotsoligopol vor, ab fünf Anbietern dann ein weites Angebotsoligopol.

Für die Anbieter stellt diese Oligopolform einen großen Vorteil dar, da es zum einen eine hohe Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen gibt und zum anderen, dass die Anzahl der Konkurrenz eher gering ist. Aufgrund dieser Anbieter-Nachfrager-Verteilung ist es für den Konsumenten deutlich einfacher, die unterschiedlichen Anbieterpreise zu vergleichen.

Es zeigt sich also, dass die Situation des Anbieters und die des Nachfragers in engem Zusammenhang stehen. Zwar hat der Anbieter den Vorteil der hohen Kundenzahlen, der Nachfrager jedoch kann zwischen einer Vielzahl von Anbietern wählen und besitzt somit die „größere Macht“ in diesem Zusammenhang.

Allgemein: Was ist ein Oligopol?

Unter einem Oligopol wird eine Marktform verstanden, bei der viele eher kleine Nachfrager nur einigen wenigen Anbietern gegenüberstehen. Liegt ein zweiseitiges, auch bilaterales Oligopol genannt, vor, so gibt es wenige große Nachfrager, die wiederum wenigen Anbietern gegenüberstehen. Diese Marktform tritt meist auf fast vollkommenen Märkten auf und kann zudem in manchen Bereichen fast den kompletten Bedarf an Produkten abdecken. Aber auch auf unvollkommenen Märkten kann ein Oligopol vorherrschen.

Beispiel vollkommener Markt: Benzinmarkt (homogene, also identische Produkte)

Beispiel unvollkommener Markt: Konsumgüter, wie Computer (heterogene, also verschiedene Produkte)

Relativ typisch für die Marktform des Oligopols ist, dass die Marktmacht nur auf wenige Anbieter verteilt ist, wobei diese sowohl die Reaktion ihrer Konkurrenz als auch die der Kunden hinsichtlich der Produktmengen-, der Preis- und der Produktqualitäts-Festlegungen berücksichtigen müssen.

Eigenschaften des Angebotsoligopols

  • Die Anbietermenge ist relativ gering, sodass jeder Anbieter einen großen Teil des Marktes „beherrscht“
  • Hauptmerkmal: Viele Nachfrager stehen wenigen Anbietern gegenüber
  • Vorkommen von gesetzlich verbotenen Absprachen der Anbieter bezüglich der Preise
  • Möglichkeit, dass der größte Anbieter einen Produktpreis festlegt – die anderen Anbieter „müssen“ dann nachziehen
  • Entweder geringer oder starker Wettbewerb zwischen den Anbietern möglich

Die Preisbildung

Um zu verstehen, wie die Preisbildung im Angebotsoligopol funktioniert, wird im ersten Schritt zunächst erläutert wie eine Preisbildung im Allgemeinen abläuft.

Allgemeine Preisbildung

Der Preis für ein Produkt wird normalerweise aufgrund von Angebot und Nachfrage am Markt gebildet, wodurch der Preis wiederum auch einen Einfluss auf die Summe von Angebot und Nachfrage hat. Preissteigerung liegt demnach vor, wenn eine hohe Nachfrage einem geringen Angebot gegenübersteht. Dagegen sinkt der Preis, wenn das Angebot höher als die Nachfrage ist. Treffen also Nachfrage und Angebot zusammen, so entsteht ein Markt. Dieser kann real oder auch virtuell sein.

Auf der folgenden Grafik ist der vollkommene Markt zu sehen, der jedoch in der Realität selten vorkommt und daher in diesem Fall nur als Preisentwicklungsmodell sowie zur grundsätzlichen Veranschaulichung dienen soll.

Allgemeine Preisbildung

Ein solcher vollkommener Markt hat folglich bestimmte Voraussetzungen:

  • Homogene, also identische Güter
  • Eine Vielzahl an Nachfragern und Anbietern
  • Vollständige Transparenz des Marktes
  • Nachfrage und Angebot müssen zeitlich übereinstimmen
  • Keine Präferenzen sachlicher, räumlicher oder persönlicher Natur

Preisbildung im Angebotsoligopol

Bei der Preisbildung innerhalb des Angebotsoligopols kann zwischen den drei Varianten Preiserhöhung, Preissenkung und Preisstarrheit unterschieden werden.

  • Preiserhöhung (p3):
    • Erhöht ein Angebotsoligopolist seine Preise, werden die anderen Anbieter hier nicht nachziehen
    • Erhöht der Preisführer (viel Marktmacht) seine Preise, so werden die anderen Anbieter eher nachziehen und selbst die Preise erhöhen
    • Nachfrager wenden sich vom Anbieter mit den erhöhten Preisen schneller ab und gehen zur Konkurrenz, je höher der Grad der Marktvollkommenheit ist
  • Preisstarrheit (p2):
    • Anbieter halten ihre Preise am Markt gleich bzw. starr – negative Folgen bei Preissenkung oder -erhöhung sind möglich
    • Wenn Veränderungen der Preise stattfinden, dann parallel bei allen Anbietern
    • Gründe für Preisveränderungen sind dann:
      • Preiserhöhung, wenn Marktführer seine Preise bereits erhöht hat – andere Anbieter müssen nachziehen
      • Preissenkung als Zwang, weil ein Anbieter seine Preise bereits gesenkt hat – die anderen Anbieter müssen nachziehen
      • Veränderungen auf dem Weltmarkt – betreffen alle Anbieter
  • Preissenkung (p1):
    • Wenn ein Anbieter bei vollkommenem Markt seine Preise senkt, werden auch die anderen Anbieter die Preise senken, um ihre Kunden nicht zu verlieren
    • Die Schnelligkeit der Preissenkung bei der Konkurrenz ist davon abhängig, wie vollkommen der Markt ist – je vollkommener, desto schneller werden die Preise gesenkt, um Verluste hinsichtlich der Marktanteile zu vermeiden
    • Im Normalfall: Anbieter würde seine Preise nur senken, wenn er die Konkurrenz vom Markt verdrängen will
Preisbildung im Angebotsoligopol

Hinweis: Der Knick in der Kurve entsteht durch die verschiedenen Elastizitäten zwischen p1 und p3. Im Bereich der starken Reaktion ist die Elastizität elastisch, und im Bereich der schwachen Reaktion ist sie entsprechend unelastisch. Der Aspekt der Normalnachfrage innerhalb der Grafik stellt hierbei die Beziehung zwischen Angebot und Nachfrage dar, die unter vollkommenen Bedingungen im Polypol vorherrschen würde.

Verschiedene Beispiele eines Angebotsoligopols

Bei all diesen Beispielen gibt es nur eine begrenzte Anbieteranzahl, aber eine Vielzahl an Nachfragern:

Beispiele von Angebotsoligopolen

Nachteile des Angebotsoligopols

Was zunächst als der größte Vorteil des Angebotsoligopols anzusehen ist, und zwar, dass die Konkurrenz hier überschaubar ist, ist gleichzeitig auch der größte Nachteil. Die Folgen, die diese Überschaubarkeit mit sich bringt, sind:

  • Keine einfache Preiserhöhung möglich, da die Nachfrager die Anbieterpreise schnell und einfach vergleichen können
  • Aufgrund der strikten Rahmenbedingungen können die Anbieter nur mäßig wachsen

Die Entwicklung des Angebotsoligopols ist zudem von den teilnehmenden Anbietern abhängig, was wiederum bedeutet, dass es sowohl zu Konkurrenzverhalten als auch zu Preiskämpfen kommen kann.

Unter einem solchen Preiskampf wird demnach der Kampf um Kunden verstanden, der zwischen den Marktteilnehmern vorherrscht und durch die Verwendung von Niedrigpreisen bestritten wird.

Maßnahmen zur Bekämpfung eines Angebotsoligopols

Ein Angebotsoligopol ist eine Marktstruktur, in der nur wenige Unternehmen den Großteil des Angebots für ein bestimmtes Gut oder eine Dienstleistung kontrollieren. In solchen Situationen können die beteiligten Unternehmen oft Preise und Mengen festlegen, um ihre Gewinne zu maximieren, was zu Marktverzerrungen und möglicherweise zu höheren Preisen für Verbraucher führt. Betrachte einige Maßnahmen, die eingesetzt werden können, um ein Angebotsoligopol zu bekämpfen:

  1. Stärkung des Wettbewerbs: Die Förderung von mehr Wettbewerb durch die Senkung von Marktzutrittshürden kann dazu beitragen, die Dominanz der bestehenden Unternehmen zu verringern. Dies könnte beispielsweise durch die Vereinfachung von Genehmigungsverfahren oder die Förderung von Start-ups und kleinen Unternehmen erfolgen.
  2. Regulierung und Kartellgesetze: Regierungen können strenge Kartellgesetze und Regulierungen einführen, um kartellartiges Verhalten und den Missbrauch von Marktmacht zu verhindern. Dies könnte die Begrenzung von Preisabsprachen, die Kontrolle von Fusionen und Übernahmen sowie die Durchsetzung fairer Wettbewerbspraktiken umfassen.
  3. Öffentliche Unternehmen: Die Gründung von staatlichen oder öffentlich kontrollierten Unternehmen kann den Wettbewerb in bestimmten Branchen erhöhen und die Marktmacht der bestehenden Unternehmen verringern. Diese Unternehmen können als Alternative zu den dominanten Anbietern agieren und den Verbrauchern mehr Auswahl bieten.
  4. Preisregulierung: Die Einführung von Preisregulierungen oder -obergrenzen kann dazu beitragen, überhöhte Preise in Oligopolmärkten zu verhindern. Dies könnte beispielsweise durch die Festlegung von Höchstpreisen für bestimmte Produkte oder Dienstleistungen erfolgen, um sicherzustellen, dass die Verbraucher faire Preise zahlen.
  5. Subventionen und Anreize: Die Regierung kann Anreize für den Eintritt neuer Wettbewerber schaffen, indem sie Subventionen, Steuererleichterungen oder andere finanzielle Anreize bereitstellt. Dies könnte dazu beitragen, die Marktdominanz der bestehenden Unternehmen zu verringern und den Wettbewerb zu stärken.
  6. Internationale Zusammenarbeit: In einigen Fällen können Regierungen zusammenarbeiten, um die Marktmacht von multinationalen Unternehmen zu begrenzen und faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Dies könnte durch die Harmonisierung von Wettbewerbsgesetzen, die Überwachung grenzüberschreitender Fusionen und Übernahmen oder die Schaffung internationaler Kartellbehörden geschehen.

Diese Maßnahmen können dazu beitragen, die negativen Auswirkungen eines Angebotsoligopols zu mildern und den Wettbewerb in einem Markt zu stärken, was letztendlich den Verbrauchern zugutekommen kann.

Exkurs: Abgrenzung der verschiedenen Marktformen

Nachfolgende Tabelle stellt im Überblick die einzelnen Marktformen einander gegenüber.

Monpol, Oligopol und Polypol als Marktformen

Fazit zum Angebotsoligopol

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Oligopol allgemein die Gegenüberstellung von vielen Nachfragern und nur wenigen Anbietern ist. Dabei zeichnet sich ein enges Angebotsoligopol dadurch aus, dass bis zu fünf verschiedene Anbieter am Markt vertreten, sind. Ab einer Menge von fünf oder mehr Anbietern wird von einem weiten Angebotsoligopol gesprochen. Diese Marktform bietet sowohl für die Anbieter als auch für die Nachfrager Vorteile. So muss der Anbieter nicht mit einer Vielzahl anderer Anbieter konkurrieren, und die Nachfrager haben die Möglichkeit, die unterschiedlichen Produkte hinsichtlich ihrer Preise schneller vergleichen zu können, da die Anbieteranzahl geringer ist. Bezüglich der Preisbildung kann es bei einem Angebotsoligopol sowohl zu Preissenkungen und -erhöhungen als auch zur Preisstarrheit kommen, was jeweils auch die Absatzmenge der Produkte beeinflussen kann.

Beispiele, bei denen ein Angebotsoligopol vorliegt, sind Medikamente, da es hier nur wenige Anbieter beziehungsweise Hersteller gibt, aber eine Vielzahl an Nachfragern. Gleiches gilt auch bei Mobilfunkanbietern oder Internetprovidern, auch hier ist die Zahl der Nachfrager deutlich höher als die der Anbieter. Allgemein kann man hinsichtlich der Marktformen zudem zwischen einem Monopol, einem Oligopol und einem Polypol unterscheiden.

Learning Snack zum Angebotsoligopol

Abschließend kannst Du mit Hilfe eines Learning Snacks Dein Wissen zum Angebotsoligopol noch einmal überprüfen.

Quellen zum Angebotsoligopol

Bundeszentrale für politische Bildung (2016). Onlinequelle, Oligopol, erreichbar unter: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20221/oligopol/, Abruf am: 14.06.2022.

BWL-Lexikon (o.J.). Onlinequelle, Angebotsoligopol, erreichbar unter: https://www.bwl-lexikon.de/wiki/angebotsoligopol/#eigenschaften-und-merkmale-von-angebotsoligopolen, Abruf am: 13.06.2022.

Duden (o.J.). Onlinequelle, Preiskampf, der, erreichbar unter: https://www.duden.de/rechtschreibung/Preiskampf, Abruf am:01.07.2022.

Lernnetz24.de (o.J.). Onlinequelle, Preisbildung im vollkommenen Angebotsoligopol (einfach-geknickte-Preis-Absatz-Funktion) – Multiple Choice, erreichbar unter: https://www.lernnetz24.de/vwl/hinweise/26.html, Abruf am: 14.06.2022.

Lexware (2022). Onlinequelle, Oligopol einfach erklärt, erreichbar unter: https://www.buchhaltung-einfach-sicher.de/bwl/oligopol#anchor-nav-2, Abruf am: 24.06.2022.