Deckungsbeitragsrechnung

Die Deckungsbeitragsrechnung arbeitet mit sogenannten Deckungsbeiträgen und benötigt dazu eine Trennung der Kosten in variable Kosten und in Fixkosten. Sie wird in Unternehmen häufig als Ergänzung zur klassischen Kostenrechnung als Teil des Controllings genutzt und zählt damit in das Teilgebiet der Betriebswirtschaftslehre.

Definition von Deckungsbeiträgen

Als Deckungsbeitrag (DB) bezeichnet man die Differenz aus Verkaufserlösen (Umsatz U) eines Produktes und den variablen Kosten (Kv) eines Produktes (bzw. eines anderen Bezugsobjektes): DB = U – Kv. Die variablen Kosten zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich in ihrer Höhe mit der sogenannten Beschäftigung (das ist die Produktionsmenge) verändern. Ein typisches Beispiel für variable Kosten bilden Materialkosten, denn eine Veränderung der Produktionsmenge führt auch zu einer Veränderung der benötigten Menge an Materialien.

Der Deckungsbeitrag gibt an, wie viel an dem jeweiligen Produkt unter Vernachlässigung der Fixkosten „verdient“ wird. Tatsächlich müssen also von der Summe aller Deckungsbeiträge im Unternehmen noch die Fixkosten subtrahiert werden, um den Unternehmensgewinn (das Betriebsergebnis) errechnen zu können.

Deckungsbeitragsrechnung

Beispiel: Erzielt ein Unternehmen mit einem Produkt einen Umsatz von 1.000 Euro bei variablen Kosten von 600 Euro, dann erwirtschaftet es einen Deckungsbeitrag von 400 Euro. Dieser Deckungsbeitrag wird genutzt, um die Fixkosten des Unternehmens auszugleichen.

Die Differenz aus dem Preis (p) einer Produkteinheit und den variablen Stückkosten (kv) heißt Stück-Deckungsbeitrag (Stück-DB): Stück-DB = p – kv

Beispiel: Verkauft ein Unternehmen ein Produkt für 10 Euro je Stück bei variablen Stückkosten von 6 Euro, dann beträgt der Stück-Deckungsbeitrag 4 Euro pro Stück.

Jede zusätzlich verkaufte Mengeneinheit des Produktes leistet einen zusätzlichen Beitrag zur Deckung der Fixkosten, sofern der Deckungsbeitrag je Mengeneinheit (Stückdeckungsbeitrag bzw. Deckungsspanne) positiv ist.

Im nachfolgenden Video sind die Begrifflichkeiten rund um den Deckungsbeitrag erläutert:

Als spezifischen Deckungsbeitrag bezeichnet man den Quotienten aus Stückdeckungsbeitrag (Zähler) und einer meist kritischen oder nur in begrenztem Umfang vorhandenen Bezugsgröße (Nenner). Als Bezugsgrößen werden im Rahmen der Produktionsplanung zum Beispiel die Fertigungszeit pro Stück oder im Rahmen der Lagermengenplanung die Lagerfläche pro Stück genutzt.

Als spezifischer (engpassbezogener) Deckungsbeitrag ergibt sich dann bspw. der Stück-DB dividiert durch die benötigte Fertigungszeit in Minuten pro Stück und damit für den spezifischen Deckungsbeitrag eine Größe in Euro pro Minute. Je höher der Deckungsbeitrag pro Fertigungsminute ist, umso besser ist in diesem Fall der Engpass (also die Produktionskapazität) ausgelastet.

Einstufige Deckungsbeitragsrechnung

Subtrahiert man die Fixkosten zur Bestimmung des Betriebserfolges in einem Block vom Deckungsbeitrag, liegt eine einstufige Deckungsbeitragsrechnung vor. Die folgende Tabelle veranschaulicht den Aufbau einer einstufigen Rechnung (alle Angaben in 1.000 Euro) am Beispiel von 4 Produktarten:

 Produkt IProdukt IIProdukt IIIProdukt IV
Umsatzerlöse10020050300
Variable Kosten809035175
Deckungsbeitrag2011015125
Gesamtergebnis    
Gesamtdeckungsbeitrag270
Fixkosten245
Betriebsergebnis25
Einstufige Deckungsbeitragsrechnung

Alle Produkte weisen im Beispiel einen positiven Deckungsbeitrag auf und tragen damit zum Ausgleich der Fixkosten und der Erzielung des positiven Betriebsergebnisses bei. Ein negativer Deckungsbeitrag würde dagegen darauf hinweisen, dass die Umsatzerlöse eines Produktes nicht ausreichen, um die verursachungsgerecht zugeordneten variablen Kosten zu decken.

Warum ist die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung so bedeutsam?

Da die Fixkosten aufgrund der starken Mechanisierung und Automatisierung im Zuge der industriellen Revolution in den Unternehmen stark gestiegen sind, liefert die einstufige Deckungsbeitragsrechnung aufgrund der fehlenden Fixkostendifferenzierung in der Regel zu wenige Informationen. Darüber hinaus gibt es ohnehin Branchen, die aufgrund der Art der Leistungserbringung nur geringe variable Kostenanteile ausweisen können. Diese Entwicklung hat zur Erstellung einer mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung geführt.

Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung

Eine mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung erhält man dadurch, dass die Fixkosten nicht in einem Block, sondern in mehreren Stufen berücksichtigt werden. Welche und wie viele Stufen zu berücksichtigen sind, ergibt sich in Abhängigkeit der gewählten Kalkulationsobjekte und der jeweiligen Aufbauorganisation des Unternehmens. Auf die Schlüsselung von Fixkosten wird jedoch vollständig verzichtet. Das bedeutet, Fixkosten werden immer auf der Gliederungsebene erfasst, die sie auch verursacht.

Das Grundprinzip der Deckungsbeitragsrechnung ist so einfach, dass es sich sehr vielfältig für unterschiedliche Fragestellungen nutzen lässt.

Wie können Sie die Deckungsbeitragsrechnung zum Produktcontrolling nutzen?

Soll der Erfolg von Produkten, Produktgruppen oder sogar ganzen Produktlinien beurteilt werden, bietet sich der Einsatz der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung an. Dazu folgt ein kleines Beispiel:

Die Telefonitis GmbH hat ihr Produktangebot in drei Produktgruppen gegliedert (Alle Angaben in 1.000 Euro):

 GesamtGruppe 
Smart exklusiv
Gruppe
Smart klassisch
Gruppe  Festnetz
Bruttoumsatz1.900900400600
–  Erlösschmälerung105306015
= Nettoumsatz1.795870340585
–  variable Kosten1.195620260315
= Gruppen – DB I60025080270
–  Gruppen – Fixkosten35016075115
= Gruppen – DB II250905155
Gesamtbetrachtung    
Gruppen – DB II insgesamt250   
–  Betriebsfixkosten155 
= Betriebserfolg95 
Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung

Die Erfolgsrechnung nach Produktgruppen zeigt, dass der positive Betriebserfolg in Höhe von 95.000 Euro aufgrund eines positiven Produktgruppendeckungsbeitrags II aller drei Sparten des Unternehmens erzielt wird. Mithin tragen alle drei Sparten zur Deckung der Unternehmensfixkosten und zur Gewinnerzielung bei, wenngleich die Gruppe Smart klassisch einen tendenziell (zu) geringen Beitrag leistet, da sie nur einen kleinen (positiven) Deckungsbeitrag aufweist.

Wir funktioniert die Gewinnschwellenanalyse?

Mittels der Gewinnschwellenanalyse kann der Zusammenhang von Umsatz, Kosten, Gewinn und Beschäftigung (Produktionsmenge) dargestellt werden. Die Gewinnschwelle (der Break-even-Punkt) ist dort erreicht, wo der gesamte Umsatz (U) gerade den gesamten Kosten (K) entspricht: U = K

Da sich die Kosten aus variablen Kosten (Kv) und fixen Kosten (Kf) zusammensetzen, ergibt sich auch: U = Kv + Kf

Der Umsatz ist wiederum das Produkt aus Produktmenge (x) und Preis (p), die variablen Kosten ergeben sich aus dem Produkt von variablen Stückkosten (kv) und Produktmenge (x). Somit erhält man für obige Gleichung: U = p mal x = kv mal x + Kf.

Die Subtraktion der variabeln Kosten in der Gleichung liefert: p mal x – kv mal x = Kf.

Jetzt kann man auf der linken Seite der Gleichung die Produktmenge x ausklammern: (p – kv) mal x = Kf. Die Differenz aus dem Produktpreis p und den variablen Stückkosten kv entspricht dabei dem Stück-Deckungsbeitrag. Dividiert man nun in der Gleichung auf beiden Seiten durch den Stück-Deckungsbeitrag erhält man die Break-even-Menge (xBEM): xBEM = Kf/Stück-DB

Zur Erläuterung der Gewinnschwellenanalyse zur Bestimmuing der Break-even-Menge steht das folgende Video zur Verfügung:

Selbstverständlich gilt obige Herleitung nur im Ein-Produkt-Fall. Dagegen erfordern bereits Ansätze im 2-Produkt-Fall einen größeren mathematischen Aufwand. In der Regel gibt es dann auch keine eindeutige Lösung mehr.

Wie lassen sich mit Deckungsbeiträgen Preisuntergrenzen berechnen?

Im Rahmen der Bestimmung von Preisuntergrenzen als (Mindest-) Angebotspreis ist die kurzfristige von der langfristigen Sicht zu unterscheiden. Kurzfristig muss mindestens ein Preis verlangt werden, der die variablen Kosten deckt. Das bedeutet, die Differenz aus Preis und variablen Stückkosten, also der Stück-Deckungsbeitrag, muss größer oder gleich Null sein. Jeder Preis, der die variablen Kosten überschreitet, trägt zur Deckung der Fixkosten bei.

Langfristig müssen hingegen auch die Fixkosten gedeckt werden, denn nur so lässt sich auch ein Gewinn erwirtschaften.

Wie kann mit der Deckungsbeitragsrechnung das Produktionsprogramm optimiert werden?

Solange der Verkaufspreis über den variablen Stückkosten liegt, einen positiven Stück-Deckungsbeitrag bedeutet, ist jeder Produktionsauftrag lukrativ, vorausgesetzt, es sind ausreichend freie Kapazitäten gegeben.

Gibt es im Unternehmen keinen Produktionskapazitätsengpass, sollten alle Produktarten mit ihren Absatzhöchstmengen gefertigt werden, die einen positiven Stückdeckungsbeitrag aufweisen. Produktarten mit negativem Deckungsbeitrag sollten dagegen möglichst gar nicht bzw. lediglich mit ihren Absatzmindestmengen hergestellt werden, zu denen das Unternehmen vertraglich verpflichtet ist. Bei Unternehmen mit einem Engpass sollten dagegen alle Produktarten gefertigt werden, die einen möglichst hohen engpassbezogenen Deckungsbeitrag aufweisen.

Wie funktioniert eine engpassbezogene Deckungsbeitragsrechnung zur Optimierung des Produktionsprogramms?

Betrachten Sie zur Optimierung des Produktionsprogramms mit Hilfe der Deckungsbeitragsrechnung das folgende Beispiel:

Drei Produktarten A, B und C laufen alle über die gleiche Maschine M, beanspruchen dort aber eine unterschiedliche Fertigungszeit pro Stück.

  • Produktart A läuft über Maschine M und benötigt 5 min/Stück.
  • Produktart B läuft über Maschine M und benötigt 10 min/Stück.
  • Produktart C läuft über Maschine M und benötigt 20 min/Stück.

Von allen drei Produktarten können jeweils maximal 1000 Stück abgesetzt (verkauft) werden. Die Maschine M steht insgesamt 30.000 min zur Verfügung. Der Stückdeckungsbeitrag beträgt bei Produktart A 5 Euro/Stück, bei Produktart B 8 Euro/Stück und bei Produktart C 25 Euro/Stück.

Die drei Produkte würden, wenn die Absatzhöchstmengen realisiert werden, eine Produktionskapazität von insgesamt 35.000 min benötigen, es stehen jedoch nur 30.000 min zur Verfügung. Somit stellt die Produktionskapazität einen Engpass dar. Gesucht wird nun die deckungsbeitragsmaximale Kombination von Produktionsmengen der drei Produkte. Die Lösung des Problems ergibt sich über die Berechnung der engpassbezogenen Deckungsbeiträge. Diese betragen für:

  • Produktart A: 5 Euro/Stück durch 5 min/Stück = 1 Euro/min
  • Produktart B: 8 Euro/Stück durch 10 min/Stück = 0,8 Euro/min
  • Produktart C: 25 Euro/Stück durch 20 min/Stück = 1,25 Euro/min.

Demnach ist zunächst Produktart C mit der Absatzhöchstmenge von 1.000 Stück und einer Kapazitätsinanspruchnahme von 20.000 Minuten einzuplanen. Danach folgt Produktart A mit der Absatzhöchstmenge 1.000 Stück und der Kapazitätsinanspruchnahme von 5.000 Minuten. Die verbleibenden 5.000 Minuten freie Kapazität sind zur Produktion der Produktart B zu nutzen, so dass von B insgesamt noch 500 Stück hergestellt werden können.

Der maximale Gesamtdeckungsbeitrag beträgt demnach 34.000 Euro, nämlich 25.000 Euro [von Produktart C] plus 5.000 Euro [von Produktart A] plus 4.000 Euro [von Porduktart B].

Fazit zur Deckungsbeitragsrechnung

Im Unterschied zu klassischen Kostenrechnung erfolgen im Rahmen der Deckungsbeitragsrechnung KEINE Schlüsselungen von Kosten und Erlösen, d.h. alle Positionen werden verursachungsgerecht erfasst. Dadurch werden die Ergebnisse auch aussagekräftig, und ein Unternehmen kann erkennen, welche Bereiche (Produktbereiche, Absatzbereiche, Kundengruppen etc.) besonders stark zum Unternehmensergebnis beitragen.

Darüber hinaus lässt sich die Deckungsbeitragsrechnung für viele Zwecke nutzen, bspw. zur Bestimmung der Gewinnschwelle (Break-Even-Punkt), zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit einer Aufträge und der damit verbundenen Preisuntergrenze oder zur Optimierung des Produktionsprogramms.

Quiz zur Deckungsbeitragsrechnung

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Quiz zur Deckungsbeitragsrechnung

Überprüfen Sie Ihr Wissen zu dem Thema in unserem Quiz! Als richtig zählen nur Fragen, in denen alle richtigen Antworten und keine falschen Antworten markiert wurden. Es sind in jeder Frage eine oder mehrere Antworten möglich. Viel Spaß!

1. Wodurch unterscheidet sich die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung von der einstufigen?

2. Welche Aussagen zur Gewinnschwellenanalyse treffen zu?

3. Welchem Zweck dient die engpassbezogene Deckungsbeitragsrechnung?

4. Woraus errechnet sich der Deckungsbeitrag?

5. Was ist hinsichtlich der Kalkulation der Deckungsbeiträge zu beachten?

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